Frankfurt, 02.11.2021. „Menschen mit einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) sind kardiovaskuläre Risikopatienten“, betonte Prof. Christine Espinola-Klein, Mainz,* und ergänzte: „Eine klare Verbesserung der Prognose dieser Patienten wird mit der Senkung des LDL-C-Wertes erzielt. Lassen sich die in den Leitlinien empfohlenen Zielwerte mit einer intensiven Statintherapie (± andere lipidsenkende Therapien) nicht erreichen, können PCSK9-Inhibitoren wie Alirocumab (Praluent®) eine Option sein, um das kardiovaskuläre Risiko zu senken.“ Mit PCSK9-Inhibitoren die Zielwerte erreichen „Bei Menschen mit einer Atherosklerose sind häufig mehrere Gefäßareale gleichzeitig betroffen. Sie haben ein besonders hohes kardiovaskuläres Risiko,“ so Espinola-Klein und verdeutlichte ihre Aussage anhand von Studiendaten: Bei Patienten, die gleichzeitig von einer pAVK und einer koronaren Herzkrankheit (KHK) betroffen waren, lag die kardiovaskuläre Mortalität über drei Jahre bei fast 14 Prozent. Eine Option, um das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse bei dieser Gruppe zu senken, ist die Reduktion des LDL-C-Wertes – ein Vorgehen, das durch eine Reihe an Outcome-Studien unterstützt wird. Dementsprechend sieht die aktualisierte Leitlinie zur Behandlung von Dyslipidämien der European Society of Cardiology (ESC) und der European Atherosclerosis Society (EAS) für Menschen mit einem sehr hohen kardiovaskulären Risiko – beispielsweise Menschen mit einer dokumentierten kardiovaskulären Erkrankung – einen LDL-C-Zielwert < 55 mg/dl (< 1,4 mmol/l) vor. Außerdem soll der LDL-C-Ausgangswert um mindestens 50 Prozent gesenkt werden. „Werden diese Ziele trotz maximal tolerierter Statindosis ± Ezetimib nicht erreicht, sehen ESC und EAS den Einsatz eines PCSK9-Inhibitors wie z.B. Alirocumab vor“, so Espinola-Klein. Nur ein Drittel erhält lipidsenkende Therapie Leider sieht die Versorgungsrealität anders aus: Nur 33 Prozent der Menschen mit einer pAVK erhalten ein Statin, nur zwei Prozent werden mit einem PCSK9-Inhibitor behandelt – und insgesamt sind weniger als ein Fünftel im Zielbereich. Espinola-Klein unterstrich „Im klinischen Alltag werden die Zielwerte gerade bei pAVK-Patienten oft nicht erreicht. Gründe dafür sind unter anderem Limitationen der Statine wie Nebenwirkungen, eine zu geringe Effektivität und eine mangelnde Adhärenz der Patienten. Darüber hinaus werden andere Therapieoptionen wie z.B. PCSK9-Inhibitoren nicht ausgeschöpft.“ Denn während unter einem hochdosierten Statin eine mittlere LDL-C-Senkung von etwa 50 Prozent erreicht werden kann, lässt sich mit einer Kombination aus Hochdosis-Statin plus Ezetimib und PCSK9-Inhibitor eine mittlere LDL-C-Reduktion von 85 Prozent erreichen. Das kardiovaskuläre Risiko senken Basis der ESC-Zielwert-Empfehlungen zu den LDL-C-Werten sind die Ergebnisse von Endpunktstudien wie ODYSSEY OUTCOMES: „Diese bisher längste kardiovaskuläre Outcome-Studie mit einem PCSK9-Inhibitor unterstreicht das Potenzial einer konsequenten LDL-C-Senkung bei kardiovaskulären Hochrisikopatienten“, erklärte Professor Dr. Ulrich Hoffmann, München. Erreichten sie unter Alirocumab einen LDL-C-Zielwertbereich von 25 bis 50 mg/dl (0,6 bis 1,3 mmol/l), sank das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse (4-Punkt-MACE)§ signifikant (p<0,001). In der Gesamtstudienpopulation traten numerisch weniger Todesfälle auf. Positiv war das Sicherheitsprofil von Alirocumab: Die Häufigkeit unerwünschter Ereignisse und Laboranomalien war in der Alirocumab- sowie der Placebogruppe ähnlich. Unter dem PCSK9-Inhibitor traten mehr Reaktionen an der Einstichstelle auf als unter Placebo. Reduzierte Gesamtmortalität bei polyvaskulärer Erkrankung Der Vorteil einer Behandlung mit dem PCSK9-Hemmer war in ODYSSEY OUTCOMES umso größer, je höher das individuelle Risiko war. Dies macht eine Analyse von Jukema et al. deutlich, die die präspezifizierte Gruppe mit einer Mehr-Gefäßbett-Erkrankung (KHK, pAVK und zerebrovaskuläre Krankheit [CeVD]) auswerteten. „Diese Patienten waren meist älter, häufiger Raucher, hatten mehr Komorbiditäten und schlechter eingestellte Lipidparameter als Patienten mit einer monovaskulären Erkrankung“, so Hoffmann. Die Behandlung mit Alirocumab führte in dieser Patientenpopulation zu einer 13-prozentigen Reduktion des absoluten Risikos für MACE (p = 0,0006). Die Gesamtmortalität sank bei polyvaskulärer Erkrankung um absolut 16 Prozent (p = 0,002). Wirtschaftliche Verordnung von Alirocumab Die Verordnung von Alirocumab ist unter Einhaltung bestimmter Kriterien§§ wirtschaftlich, verordnungs- und erstattungsfähig. Für ca. 80 Prozent der GKV-Versicherten ist die Verordnung von Alirocumab über Rabattverträge abgedeckt. Die Einleitung und Überwachung der Therapie hat durch Fachärzte für Innere Medizin und Kardiologie, Nephrologie, Endokrinologie/Diabetologie oder Angiologie zu erfolgen oder durch Ambulanzen für Lipidstoffwechselstörungen. Folgeverordnungen im hausärztlichen Bereich können auch zum Beispiel durch Fachärzte für Allgemeinmedizin erfolgen. Für die subkutane Injektion von 300 mg Alirocumab einmal monatlich steht seit kurzem ein neuer Fertigpen mit 2 ml Inhalt zur Verfügung. |